- Project:
- WB ORTSBILDGESTALTUNG Rothenthurm / St.Peter / Wöll
- Date:
- 2018
- Location:
- Obersteiermark A
- Photo:
- archmueller
- ***:
- in Zusammenarbeit mit:
©urban.filter.com/ M.Prettenthaler
Einleitung, Zielsetzung – Resilienz und Diversität
Seit rund 15 Jahren wird im westlichen Abschnitt der Schnellstrasse S36 zwischen Judenburg und dem Ort Scheifling an deren Ausbau gearbeitet, die Planungen gehen parallel zu den jeweiligen Streckenteilen einher.
Der nun zu behandelnde Bereich von rund 12 Kilometer Länge umfasst hintereinander 3 Orte, welche im nachfolgenden Abschnitt bereits gelöst, durch Unterflurtrassen verkehrsmässig bedeutend entlastet werden.
Damit ergeben sich für das neu entstehende Umfeld an der Oberfläche der Orte und ihrer sie umgebenden Baumassen inklusive der angrenzenden Kulturlandschaft neue Gestaltungsansätze, die weit in die Zukunft reichen – potenzielle Transformation.
Vorhandene bzw. nicht vom Abriss betroffene Baukörper können in Beziehung mit den nun entstehenden Freiflächen gesetzt wer- den, den Orten bieten sich in den betroffenen Zonen neue Entwicklungsmöglichkeiten und Funktionen.
Gleiches gilt für das angrenzende, erweiterte Umfeld – Grünraumgestaltung mit punktuellen Funktionenbereichen – schrittweise umsetzbar.
Da die einzelnen Abschnitte gesamtheitlich betrachtet werden, bietet sich im landschaftlich längsgestreckten und von Bergmassiven beidseitig gefassten Murtal die Übersetzung des Gestaltungsthemas als mehrschichtig fliessendes Element an – Fluss, Ufer, Strasse, Band, Ruhezone – mit einzelnen Themen.
Zusammenhängende Strukturen in unterschiedlich statischer und dynamischer Funktion, in sich lebendig, verschiedenstufig entwickelbar.
Neue bauliche und landschaftliche Elemente verweben sich mit Vorhandenem, verbessern teilweise die Dimension, es ergeben sich – freigespielt vom Massenverkehr – wieder entsprechend
nutzbare Masstäbe/Funktionen für die Menschen vor Ort...... in beständiger, einfacher Schönheit.
Gemeinde ROTHENTHURM
Thema: NATUR und WASSERKRAFT
In diesem Ort ist die neue Gestaltung konzentriert um die alte Mitte und die ursprüngliche zentrale Dorfstrasse, den querenden Bach und seine Brücke(n) mit dem spannenden Geländeeinschnitt bieten spannende Gestaltungsansätze.
Schlosspark und Kultur
Dem Schloss vorgelagert wird eine bestehende wertvolle Grün- anlage zur Parklandschaft erweitert, die zur Erholung und zum Kulturgenuss im Ortskern anregt. Um ihre Geschlossenheit zu erhalten, wird die angedachte Ortszufahrt an den Westrand verlegt (+ Parkierung, ....), sie findet über der neuen Landesstrasse im Norden ihre Fortsetzung. Ein Pavillon für Hochzeiten, Konzerte, Ausflüge etc. bildet das Herzstück. Der Park wird ergänzend bepflanzt, die Fusswege verbinden sich netzartig mit den angrenzenden Ortsteilen, er kann multifunktional genutzt werden.
Zentrale Wasserzone
Der Feistritz-Bach verwandelt sich im zentralen Bereich gelände- bedingt zu einer nun höherliegenden Wasserfläche und Kraftquelle (+ Energieerzeugung). So entsteht eine Anziehungs- und Verweilzone mit attraktiver und unterschiedlich nutzbarer Ufergestaltung – Wasserrad, Holzstege, Pflanzungen.
Dorfleben
Ein formulierter Platz vor dem Feuerwehrgebäude wird zum neuen Mittelpunkt – inklusive Brücke und Fussgängersteg.
Befestigt mit grösserformatigen, eingefärbten Betonplatten – ein Hauch von Süden („Triester Strasse“). Diese Färbigkeit wird auch in die angrenzenden Strassen mit einfacherem Material (Asphalt) fortgesetzt + neue Dorflinde. vom verglasten Vereinshaus/Café blickt man auf die Wasserfläche und die ferne Berglandschaft. Der neue Platz kann mit Märkten, Festen und Blasmusik bespielt werden und das angedachte Mühlenmuseum am Bach ergänzt das neue Zentrum.
Wege
Die begleitenden Fuß- und Radwege, offenporig asphaltiert, verbindet die Ortsteile. Entlang der Wege finden sich Sitzmöbel, Beleuchtung, Pflanzinseln (Birke, Haselnuss,.... ) und neue Bäume – heimische, ortsübliche Sorten – Bergahorn, Eberesche, Rotbuchen, Rotkiefer, Hain- und Rotbuche, blühende Steinobsthaine – Imkerei.
Nachhaltigkeit durch Wasserkraft
Ein Straßentunnel dessen benötigter Strom teilweise aus erneuerbarer Energie versorgt wird ist innovativ und nachhaltig. Weg von fossiler Energie, hin zu ökostrom aus örtlicher Wasser- kraft. Das platzierte Kleinkraftwerk im Bauch der Unterflurtrasse ergänzt den Strombedarf für die Tunnelbeleuchtung, die Verkehrsüberwachung und die Sicherheitssysteme.
Gemeinde SANKT PETER<
Hier ist die neue Gestaltung vom alten, gewachsenen Ortskern weiter Richtung Norden entfernt – vorgelagertes Band am Rande der bereits neueren Ortserweiterung/Bauland und überleitung in den Ortsteil Furth – ausgeformte, räumliche Querungsknoten mit nachfolgenden Funktionsbändern.
Thema: NATUR und BEWEGUNG
Bewegungsparkour – Mountainbike-Park
Der westliche, dem Ortskern zugewandte Bearbeitungsabschnitt ist in sich räumlich modelliert und als Gelände verformt.
Auf den eingebetteten verschlungenen Wegen kann jeder Nordic Walken, Laufen oder mit dem Fahrrad seine Runden drehen – Start beim Infostand.
In der hügeligen Landschaft geht es bergauf und bergab, begleit- ende Baum- und Strauchpflanzungen akzentuieren zusätzlich die Zone. Der Parkour wird mit dem bestehenden Strassensystem verbunden, die Querung – Strassenkreuzung – nach Furth – ähnlich der weiter östlich liegenden neuen Hauptverbindung nach Norden gestaltet.
Spielplatz und Wege
Die angrenzenden Wohngebiete erhalten einen eingezäunten Spielplatz, der von der Strasse durch einen Geh- und Radweg abgetrennt ist, er befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Bewegungsparkour.
Alle den gesamten Gestaltungsbereich durchziehenden Wege werden mit Elementen wie in Rothenthurm begleitet – Beleuchtung, Bepflanzung, Sitzbänke, Möblierung, auch die Materialität der Oberfläche ist dieselbe.
Vielfalt der Regionen
Zwischen den beiden Strassenkreuzungen, die die überleitung ins nördlich gelegene Furth darstellen, wird Richtung Osten ein kleiner Themenpark angelegt.
Es werden die typischen Bäume der Steiermark aus den unter- schiedlichen Regionen dargestellt, ergänzt durch zuordenbare, differenzierte Gesteins- und Schotterfelder, Infotafeln und eine Solar-Pergola mit Infobox. Eine kleine Parkierung erleichtert die Erreichbarkeit + Nutzung.
Kreuzungen als Speed-Bremse
Für den Strassenverkehr heißt es hier runter vom Gas, zur Sicherheit der Menschen – Entschleunigung.
Zur Erhöhung der Sicherheit im Kreuzungsbereich wird durch Ausformung von bewussten Engstellen – Mittelinseln - langsames Fahren erzeugt.
Gestalterisch werden die Bereiche in horizontale, gestaffelte Felder gegliedert – gefasste, differenzierte Bruchsteinfelder, diese nehmen mittig die Fuss- und Radquerungen auf, begleitet von Baumpflanzungen und Mastbeleuchtungen.
Als weiterer Aufmerksamkeitspunkt werden die querenden Strassen als helle Betonflächen ausgebildet, danach wieder als dunkler Asphalt.
Ökostrom und Kultur
Auch hier bietet sich die Möglichkeit ökostrom als nachhaltige Energiequelle in Form eines platzierten Kleinkraftwerks im querenden Möschitz-Bach zu erzeugen.
Das vorhandene schöne Schmiedemuseum am Bach bei den beiden grossen Dorflinden kann/sollte mit dem angedachten Mühlenmuseum in Rothenthurm in Beziehung gesetzt werden.
Gemeinde Wöll
Hier ist für die neue Gestaltung nur ein relativ kleiner, weiler- und landschaftlich geprägter linsenförmiger Bereich im tiefer gelegenen Teil des Wöllgrabenweges – westlich begleitend neben dem Wöll-Bach vorhanden.
Weiter oben wurden die begleitenden Uferzonen an der selben Seite bereits liebevoll und kleinteilig gestaltet, am unmittelbaren Beginn des neuen Planungsgebiets befindet sich ein gut platziertes Kleinkraftwerk mit Schaufelrad und Turbine.
Thema: NATUR und AUSSICHT
Wasser und Landschaft
Nachdem das Thema Energie durch Wasserkraft bereits am unmittelbaren Beginn des Gestaltungsbereichs vorhanden ist wird die zur Mur hin abfallende Fläche mit einzelnen kleinteiligen Elementen durchbrochen und neu definiert.
Zu Beginn mit der geöffneten, vorhandenen Hecke – Durchstich Fussweg, Verbindung zwischen Schaukraftwerk und neuer Parkiermöglichkeit. (+ Verlegung Strommast).
Der Schotterweg wird bis ans nördlich untere Ende der Uferwiese geführt und mündet an einer multifunktionalen Holzplattform.
Sie dient als Aufenthaltselement und leitet über einen Steg zu einer auf der anderen Bachseite liegenden Aussichtsplattform in Stahl-Holzkonstruktion (Lage = Spur ursprüngl. vorhandenes Gebäude) über – ins Land hineinschauen, transformierter Hochsitz.
Ein zusätzlich ausgeformter Bachmäander mit Wasserrad und neue, begleitende Baumpflanzungen, Lichtmasten, Sitzgelegenheiten ergänzen die Gestaltung, dies gilt auch für den erweiterten Obstbaum Hain westlich des Wöllgrabenweges.